MindMove Coaching
MindMove Blog und Podcast

Feedback als Geschenk

Dienstag, 16 Mai 2023

Gibst du gerne Feedback? Ich hatte früher oft ein mulmiges Gefühl, wenn ich eine kritische Rückmeldung geben sollte. Der Gedanke "Oh nein, muss das sein?" ist menschlich. Wer teilt schon gerne Unangenehmes mit. Es gibt immer einen guten Grund, warum der Zeitpunkt für ein Feedback-Gespräch gerade jetzt ungünstig ist. Heute gebe und erhalte ich gerne Feedback und betrachte es als ein Geschenk von Mensch zu Mensch. Das gilt selbstredend auch für positives Feedback.

Wertfreies Feedback ist konkret und stärkt das Gegenüber 

Als weltweiter Standard hat sich das verhaltensbasierte Feedback-Modell der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg etabliert. In zahlreichen Führungs- und Teamentwicklungsprogrammen durfte ich erleben, wie Führungskräfte aus verschiedenen Kulturkreisen innert kürzester Zeit lernten, Feedback zu geben und anzunehmen. Auch im Coachingraum ist die Feedback-Kompetenz meiner Kundinnen und Kunden oft ein zentrales Thema. 

Wertfreies Feedback schafft für beide Beteiligte Transparenz über die jeweiligen Bedürfnisse. Wertfrei heisst, dass Feedback nicht bewertet, „gut“ oder „schlecht“ ist.  Baut mein Feedback auf dem Verhalten meines Gegenübers auf, empfindet dieses meine kritische Rückmeldung nicht als Angriff, sondern als wertschätzende Anregung. Wer nicht angegriffen wird, hat nicht das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. So bewegt sich ein Feedback-Gespräch auf Augenhöhe. 

Positives, wertfreies Feedback zu einem wünschenswerten Verhalten lautet zum Beispiel „Ich habe mich gefreut, dass du deinen Quartalsbericht pünktlich und ohne Aufforderung abgegeben hast.“ Das ist konkreter und stärkender als der wertende Standardsatz "Danke, das hast du gut gemacht!“

Selbstempathie als Schlüssel

Der Schlüssel für das Schenken von wertfreiem Feedback ist Selbstempathie, also die Fähigkeit, eigene Emotionen zu bemerken und zu beschreiben. Als Feedback-gebende Person muss ich zuerst erkennen, was das Verhalten des Gegenübers bei mir auslöst. Welches Verhalten, ob verbal oder nonverbal, triggert mein positives oder negatives Gefühl? Wie kann ich dieses Gefühl in Worten beschreiben? Hinter meinem Gefühl verbirgt sich oft ein unerfülltes Bedürfnis, beispielsweise nach Anerkennung oder danach, einen Beitrag zum Erfolg der Mitarbeitenden leisten zu dürfen. 

Die Feedback-gebende Person hat einen Vorsprung. Sie kann sich Zeit nehmen, ihr Feedback vorzubereiten. Diese Fragen können dabei hilfreich sein:

  • Wann ist ein guter Zeitpunkt für meine Rückmeldung?
  • Wo führen wir das Gespräch, damit wir ungestört und entspannt miteinander reden können?
  • Welches Verhalten des Gegenübers nehme ich konkret zum Anlass?
  • Mit welchen Worten möchte ich mein Feedback starten?
  • Wie drücke ich aus, wie es mir beim Verhalten meines Gegenübers ergangen ist?
  • Was ist mir wichtig?
  • Was wünsche ich von meinem Gegenüber?

Feedback als Geschenk annehmen lernen

Auch das Annehmen von Feedback kann anspruchsvoll sein. Diese Grundregeln des Feedback Annehmens sind praxiserprobt:

  • Anerkenne, dass Feedback geben anspruchsvoll ist.
  • Danke für das Feedback, egal ob du Lob oder Tadel empfängst.
  • Verteidige dich nicht.
  • Höre gut zu und stelle, falls nötig, Verständnisfragen: Wann genau habe ich mich so verhalten?
  • Anstatt im Feedback-Gespräch dagegen zu halten, frage dich: Wie habe ich mich in der Situation verhalten? Wie hat sich die Feedback-gebende Person in der angesprochenen Situation gefühlt? Was kann ich aufgrund der Rückmeldung lernen? 

MindMove von Beurteilungs-Gesprächen zur Feedback-Kultur

Nach meiner Erfahrung ist in Organisationen mit jährlichen Zielvereinbarungs- und Leistungsbeurteilungs-Gesprächen die Feedback-Kultur oft defizitorientiert. Wenn Feedback-Gespräche "Beurteilungs-Gespräche" genannt werden, ist es naheliegend, dass Führungskräfte und Mitarbeitende Feedbacks lieber aus dem Weg gehen und so wenig wie möglich in solche Dialoge gehen. Gleiches gilt für das "Sandwich-Modell" für Feedback.

Damit Feedbackgespräche beidseits positiv erlebt werden, geht es in meinem Coachingraum oft um den MindMove weg von Beurteilungen hin zu wertfreiem Feedback. So werden Feedbacks Teil des alltäglichen Zusammenarbeitens und helfen, Stärken und Talente vermehrt fördern.

Wie erlebst du dich und deine Kolleginnen und Kollegen im Umgang mit Feedback?

‹ Zur Liste